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Ausgabe Nr. 11 / 2023 
Titelbild Steuern Finanzen Mittelstand
Liebe Leserinnen und Leser,
 
es ist wohl eine Zeitenwende, wie sie sich die Bundesregierung so nicht vorgestellt hat. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Zweiten Nachtragshaushaltsgesetz 2021 und der darin von der Bundesregierung vorgenommenen Übertragung von Kreditermächtigungen in Höhe von 60 Milliarden Euro in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) hat weitreichende Folgen. Wir berichten über die Kernaussagen des Urteils und skizzieren die sich unmittelbar daraus ergebenden Herausforderungen für die Finanzierung der bisher im KTF vorgesehenen Ausgaben. Die Politik ist nun gefordert, schnellstmöglich die Finanzierung der Projekte des KTF inklusive der Entlastungen bei der EEG-Umlage oder der Strompreiskompensation sicherzustellen. Um mögliche Rückwirkungen auf den Kernhaushalt des Bundes berücksichtigen zu können, wurde die finale Beschlussfassung im Haushaltsausschuss des Bundestages zunächst vertagt.
 
Beschlossen hat der Bundestag das Wachstumschancengesetz. Auch hier haben die Auswirkungen der geplanten Entlastungen für die Wirtschaft auf die öffentlichen Haushalte eine große Rolle gespielt. Vor allem von Seiten der Länder stand hier weniger die Zielsetzung im Vordergrund, mit den vorgesehenen Maßnahmen möglichst hohe Wachstumsimpulse zu generieren. Es ging in den abschließenden Abstimmungen vielmehr darum, die kurzfristigen Steuermindereinnahmen zu begrenzen. Wir beschreiben im Newsletter, dass bei einigen an sich von der Wirtschaft begrüßten Maßnahmen leider Einschränkungen vorgenommen wurden. Immerhin: Es werden Maßnahmen umgesetzt, die auch die IHK-Organisation bereits seit Jahren gefordert hat (u.a. Abschreibungen, Thesaurierung, Verlustverrechnung, FuE-Förderung). Bei anderen wichtigen Themen, wie der vorgesehenen Einführung einer eRechnung, wurden einige der für Unternehmen wichtigen Aspekte berücksichtigt, andere leider nicht, wie die Pflicht für die Unternehmen, schon ab 1. Januar 2025 eRechnungen empfangen zu können.
 
Ferner berichten wir über durchaus vielversprechende Fortschritte beim Abbau von unnötiger Bürokratie, das beschlossene nationale Umsetzungsgesetz der EU-Richtlinie zur globalen Mindestbesteuerung, die Ergebnisse der aktuellen Steuerschätzung und die Entwicklung der öffentlichen Haushalte im laufenden Jahr.
 
 
Wir wünschen eine angenehme Lektüre.
 
Rainer Kambeck
Bereichsleiter Wirtschafts- und Finanzpolitik Mittelstand
Inhalt
Aktuelle Steuerpolitik und Steuerrecht
Bundestag beschließt Wachstumschancengesetz
Ermäßigter Umsatzsteuersatz in der Gastronomie läuft aus
Änderungsantrag der Ampelkoalition zur E-Rechnungspflicht
Aktuelle Haushaltspolitik
60 Milliarden Euro weniger im Klima- und Transformationsfonds
Hebesätze deutscher Städte und Gemeinden 2023
Steuerschätzung: Die richtigen Prioritäten sind gefragt
Erneut deutlicher Anstieg der Steuereinnahmen im September 2023
Internationale und Europäische Steuerpolitik
Bericht der EU-Kommission: Mehrwertsteuer-Lücke schrumpft
Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter
Arbeitsprogramm 2024
Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen nationalen Steuerbehörden
Globale Mindeststeuer verabschiedet
Mittelstand
Industrieller Mittelstand gerät immer stärker unter Druck
Fortschrittsbericht zum Bürokratieabbau vorgestellt
Aktuelle Steuerpolitik und Steuerrecht
Bundestag beschließt Wachstumschancengesetz

©JOHN MACDOUGALL / Kontributor / AFP / Getty Images

Zahlreiche Änderungen im parlamentarischen Verfahren 
 
Am 17. November 2023 hat der Deutsche Bundestag in 2. und 3. Lesung den Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung von Wachstumschancen, Investitionen und Innovation sowie Steuervereinfachung und Steuerfairness (Wachstumschancengesetz) beschlossen. Die abschließende Beratung im Bundesrat ist für den 24. November 2023 avisiert. Die jährliche Steuerentlastung für die Wirtschaft beträgt nunmehr nur noch 6,3 Milliarden Euro. Die Entlastung wurde damit in den abschließenden Verhandlungen – insbesondere auf Druck der Länder – gegenüber den im Regierungsentwurf genannten 7,035 Milliarden Euro noch einmal deutlich reduziert.
 
 
   
Ermäßigter Umsatzsteuersatz in der Gastronomie läuft aus

©Thomas Barwick / Stone / Getty Images

Keine weitere Verlängerung der temporären Absenkung 
 
Vor dem Hintergrund fehlender Haushaltsmittel hat sich das Parlament entschieden, den ermäßigten Umsatzsteuersatz von 7 Prozent in der Gastronomie nicht über den 31. Dezember 2023 hinaus zu verlängern. Ab dem 1. Januar 2024 gilt daher im Restaurant wieder der Regelsteuersatz von 19 Prozent.
 
 
   
Änderungsantrag der Ampelkoalition zur E-Rechnungspflicht

©Yuichiro Chino / Moment / Getty Images

Etablierte Verfahren sollen erhalten bleiben 
 
Der Deutsche Bundestag hat am 17. November 2023 das Wachstumschancengesetz angenommen. Im parlamentarischen Verfahren haben sich dabei noch Änderungen bei der Pflicht zur elektronischen Rechnungsstellung ergeben. Erste Hinweise hatte das BMF bereits vor der Verabschiedung gegen. Der Gesetzgeber hat nun den Weg bereitet.
 
 
   
Aktuelle Haushaltspolitik
60 Milliarden Euro weniger im Klima- und Transformationsfonds

©no_limit_pictures / iStock / Getty Images Plus

Bundesverfassungsgericht erklärt Überführung von Corona-Notlagenkrediten in den Fonds für nichtig 
 
Das Zweite Nachtragshaushaltsgesetz 2021, das Anfang 2022 vom Bundestag beschlossen wurde und mit dem 60 Milliarden Euro nicht verbrauchter Kreditermächtigungen aus 2021 dem Klima- und Transformationsfonds zugeleitet wurden, hat das Bundesverfassungsgericht mit Urteil vom 15. November 2023 für nichtig erklärt.
 
 
   
Hebesätze deutscher Städte und Gemeinden 2023

©Nikola Nastasic/ iStock / Getty Images Plus

In ihrer Realsteuer-Hebesatzumfrage ermittelt die DIHK regelmäßig, wie hoch die Hebesätze von Gewerbesteuer und Grundsteuer in den Kommunen mit über 20.000 Einwohnern ausgefallen sind. Für 2023 erhob sie die Daten aus 701 Städten und Gemeinden.
 
 
   
Steuerschätzung: Die richtigen Prioritäten sind gefragt

© jayk7 / Moment / Getty Images

Gesamteinnahmen steigen bis 2028 auf 1,12 Billionen Euro 
 
Die von Bundesfinanzminister Christian Lindner verkündeten Ergebnisse des Arbeitskreises Steuerschätzung entsprechen dem, was nach den aktuellen Konjunkturdaten zu erwarten ist: Bei schrumpfendem Bruttoinlandsprodukt sprudeln Steuereinnahmen nicht mehr. Im Vergleich zur großen Steuerschätzung vom Mai 2023 ergeben sich beim Bund für dieses Jahr 3,6 Milliarden Euro geringere und für 2024 knapp vier Milliarden Euro höhere Einnahmen als bisher gedacht.
 
 
   
Erneut deutlicher Anstieg der Steuereinnahmen im September 2023

©Viorika / E+ / Getty Images

Steuerplus für 2023 wird wahrscheinlicher 
 
Die Steuereinnahmen in Deutschland (ohne Gemeindesteuern) lagen im September 2023 um 13,3 Prozent über den Einnahmen von September 2022. Hier finden Sie die aktuellen Zahlen im Überblick.
 
 
   
Internationale und Europäische Steuerpolitik
Bericht der EU-Kommission: Mehrwertsteuer-Lücke schrumpft

©Dilok Klaisataporn / iStock / Getty Images Plus

Erhebliche Fortschritte bei der Einhaltung der Mehrwertsteuer 
 
Laut einem neuen Bericht der Europäischen Kommission vom 24. Oktober hat sich die Lücke zwischen den theoretisch erwarteten Mehrwertsteuereinnahmen und den tatsächlich erhobenen Beträgen vom Jahr 2020 auf das folgende Jahr um gut ein Drittel, von 99 auf rund 61 Milliarden Euro, reduziert.
 
 
   
Mehrwertsteuer im digitalen Zeitalter

©Khaosai Wongnatthakan / iStock / Getty Images Plus

Erleichterungen für KMU gefordert 
 
Am 24. Oktober haben die Abgeordneten des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON) des Europäischen Parlaments ihre Stellungnahme zum aktuellen Gesetzgebungsvorschlag der Kommission im Bereich Mehrwertsteuer "VAT in the Digital Age" (VIDA) verabschiedet.
 
 
   
Arbeitsprogramm 2024

©Richard Sharrocks / Moment Open / Getty Images

Wirtschaftsrelevante Initiativen im Arbeitsprogramm der EU-Kommission 2024 
 
Die EU-Kommission hat am 17. Oktober turnusgemäß ihr Arbeitsprogramm für 2024 mit dem Titel "Heute handeln, um für morgen bereit zu sein" präsentiert. Das Arbeitsprogramm, das acht Monate vor der Europawahl im Juni 2024 vorgestellt wurde, legt den zentralen Schwerpunkt auf die Vereinfachung der Vorschriften für Unternehmen und Bürger in der EU.
 
 
   
Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen nationalen Steuerbehörden

©d3sign / Moment / Getty Images

EU-Finanzminister beschließen Einbeziehung von E-Geld und Privatvermögen 
 
Am 17. Oktober hat der Ecofin-Rat die EU-Amtshilferichtlinie in ihrer siebten Überarbeitungsversion auch formell angenommen. Ziel der Richtlinie ist es, den bestehenden Rechtsrahmen zu stärken, indem der Anwendungsbereich der Registrierungs- und Meldepflichten und die allgemeine Zusammenarbeit der Steuerbehörden ausgeweitet werden.
 
 
   
Globale Mindeststeuer verabschiedet

©Westend61 / Westend61 / Getty Images

Bundestag beschließt das Mindeststeuergesetz in geänderter Fassung 
 
Der Deutsche Bundestag hat am 10. November 2023 in 2./3. Lesung das Mindestbesteuerungsrichtlinie-Umsetzungsgesetz beschlossen und damit den Weg zu einer Anwendung der globalen Mindeststeuer in Deutschland frei gemacht. Die erforderliche Zustimmung durch den Bundesrat wird voraussichtlich am 15. Dezember 2023 erfolgen, so dass das Gesetz noch vor Jahresende im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden und fristgerecht zum 1. Januar 2024 zur Anwendung kommen kann.
 
 
   
Mittelstand
Industrieller Mittelstand gerät immer stärker unter Druck

©fotografixx / E+ / Getty Images

DIHK-Konjunktur-Insight: Sonderauswertung zur Umfrage von Herbst 2023 
 
Im Mittelstand – dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft – geraten zunehmend die Industrieunternehmen unter Druck. Der industrielle Mittelstand ist seit Jahrzehnten tragendes Element der deutschen Wirtschaft. Doch die Betriebe mit bis zu 200 Beschäftigten haben jetzt verstärkt mit Problemen zu kämpfen. Das zeigt der DIHK-Konjunktur-Insight zum industriellen Mittelstand.
 
 
   
Fortschrittsbericht zum Bürokratieabbau vorgestellt

©Roma_ / E+ / Getty Images

82 Vorschläge werden umgesetzt – weitere 46 in Prüfung 
 
Im Frühjahr 2023 startete das Bundesministerium der Justiz eine Verbändeabfrage, bei der Vorschläge eingereicht werden konnten, die Grundlage für das „Vierte Bürokratieentlastungsgesetz“ werden sollen. Damit nachvollziehbar wird, welcher der 442 eingegangenen Vorschläge in welchem Gesetzentwurf umgesetzt wird oder nicht, hat die Bundesregierung einen Monitoringbericht veröffentlicht. In einem zweiten Dokument hebt sie hervor, welche Bürokratieinitiativen in der derzeitigen Legislaturperiode noch durchgeführt werden sollen oder bereits abgeschlossen wurden.
 
 
   
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