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Gutes Beispiel

Ganzheitlicher Klimaschutz im Kongresszentrum Estrel

In einem Kongresszentrum kommen viele Aspekte des Klimaschutzes zusammen. In unserem Interview mit dem Estrel Berlin beleuchten wir die größten Hebel.

Auf einen Blick

Themenkategorie
Klimaziele und -strategien
Sektor, Branche
Dienstleistungen Tourismus
Unternehmensgröße
500-999
Bundesland
Bundesweit
  • Grünstrom
  • Design
  • CO2-Bilanzierung
  • Abfall
  • Beleuchtung
  • Beschaffung
  • Elektromobilität

Beschreibung

In aller Kürze

  • Die Vorteile einer Klimabilanz
  • Wärme- und Stromverbrauch reduzieren
  • Wiederverwendbare Bühnen für die Kreislaufwirtschaft
  • Lokale Partnerschaften und Standards


Interview

In Ihrem Hotel-, Kongress- und Entertainment Center kommen viele Aspekte des Klimaschutz zusammen, welches sind aktuell die größten Hebel? 

Aufgrund unserer Größe spielt das Thema Energie eine große Rolle. Allein die Wärmeversorgung macht ein Drittel unserer Emissionen aus, wie uns die Messung unseres Corporate Carbon Footprints zeigt. Hier müssen und können wir gut ansetzen. Einerseits durch Reduktion des Verbrauchs und andererseits durch den Wechsel der Wärmeversorgung. Aktuell heizen wir noch mit Gas, geplant ist der Umstieg auf das Berliner Fernwärmenetz, das bis 2040 ausschließlich klimaneutral versorgen wird.

Beim Strom stehen wir deutlich besser da – hier beziehen wir schon seit einigen Jahren 100 % Grünstrom. Zudem produzieren unsere eigenen Photovoltaik-Anlagen ca.182.000 kWh im Jahr, die komplett ins hauseigene Netz eingespeist werden. Aber auch hier geht es natürlich in erster Linie darum, Verbräuche deutlich zu senken. Hierfür haben wir in den vergangenen Jahren viele kleine und große Maßnahmen wie z.B. die Umrüstung auf LED-Beleuchtung umgesetzt. Seit Ende 2022 haben wir zudem ein Team aus engagierten Mitarbeitenden aus verschiedenen Abteilungen des Hauses, die sehr bei der Umsetzung gesetzter Maßnahmen unterstützen und tolle neue Ideen einbringen. Dank all dieser Ansätze konnten wir große Erfolge verzeichnen: So ist z.B. unseren Stromverbrauch um 10 % gesunken.

Grundsätzlich ist die jährliche Klimabilanz für uns das beste Tool für die Analyse unserer größten Stellschrauben im Klimaschutz. So können wir klare Prioritäten setzen. Neben der Wärmeversorgung sind es vor allem die Themen Produktions- und Verbrauchsmaterialien - also in erster Linie der ganze Food & Beverage Bereich - sowie die Anfahrten unserer Mitarbeitenden, die zu Buche schlagen und die wir strukturiert angehen müssen.

Ein wichtiges Thema der Zukunft ist die Kreislaufwirtschaft. Wie wird das Thema bei Ihnen eingeplant?

Auch wenn wir schon lange Abfall trennen, recyclen und Gefahrstoffe fachgerecht entsorgen, haben unsere Analysen gezeigt, dass wir da noch viel besser werden können und müssen. Deswegen haben wir seit vergangenem Jahr einen festangestellten Abfallbeauftragten im Haus, der alle Prozesse durchleuchtet und optimiert. Gerade im sehr abfallintensiven Kongressbereich ist noch viel Luft nach oben. Aber auch hier sind wir immer auf der Suche nach guten neuen Lösungen. So setzen wir z.B. seit 2020 ein wiederverwendbares Bühnenbausystem ein, das Sondermüll in Form von nur einmalig verwendbaren Bühnenbaumaterialien deutlich reduziert.

Sie setzten besonders auf lokale Partnerschaften. Wie funktioniert das in Berlin und wie können andere Unternehmen und Kommunen davon lernen?

Wir bevorzugen, wann immer es möglich ist, regionale Zulieferer und unterstützen fast ausschließlich lokale soziale Projekte. Aber auch auf anderen Ebenen des Nachhaltigkeitsmanagements ist uns die lokale Vernetzung sehr wichtig: Wir haben uns sehr bewusst für die Berliner Nachhaltigkeitszertifizierung „Sustainable Meetings/ Sustainable Tourism Berlin“ entschieden - nicht nur, weil diese Zertifizierung ein Nachhaltigkeitsmanagementsystem ist, das eine kontinuierliche Verbesserung unserer Performance in den Bereichen Governance, Risk & Compliance, Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft abverlangt und einen sehr klar strukturieren Weg aufzeigt, wie wir uns verbessern können. Wir schätzen vor allem auch die Unterstützungsangebote und den aktiven Austausch mit anderen Berliner Hotels und Eventlocations im Rahmen dieser Zertifizierung sehr. Mittlerweile ist daraus ein großartiges Netzwerk entstanden, in dem wir uns gegenseitig helfen, inspirieren und motivieren. 

Welche Angebote haben Sie, um den Klimaschutz unter Ihren Mitarbeitenden zu fördern?

Aktuell strukturieren wir unsere Schulungsangebote um und bauen sie deutlich aus. Für den Bereich Nachhaltigkeit wird es für unsere Mitarbeitenden künftig Schulungen in Form von Präsenz-Workshops sowie als digitales Angebot geben. Beide Formate werden von mir passgenau für das Estrel und unsere Teams konzipiert und umgesetzt.

Darüber hinaus haben wir diverse Leitfäden für unsere Mitarbeitenden, die ihnen Orientierung geben, z.B. für das ökologische Büromanagement. Bezüglich der nachhaltigen Mobilität sind wir zum Glück sehr gut an den ÖPNV angeschlossen: Die Berliner Ringbahn und Busse sind quasi direkt vor der Haustür. Wir fördern die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln mit der Bezuschussung des BVG-Firmenticket und bieten das Jobbike an. Zudem haben wir unsere Homeoffice Möglichkeiten deutlich erweitert.


Weitere Informationen

Für weitere Informationen können Sie sich an das Estrel Berlin wenden.

Zum Unternehmensprofil auf der UNK Plattform.

Quellenangabe

Datum

Zuletzt geändert am 25. März 2024

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